innovate! Zentrum

Elektrolysezelle im Labor von Prof. Dr.-Ing. Sven Kerzenmacher an der Universität Bremen © Patrick Pollmeier, Universität Bremen

Wie kann der Transfer aus der Grundlagenforschung erhöht werden, um wissens- und technologiebasierte Innovation zu beschleunigen? Mit dem ersten „innovate! Zentrum“ an der Universität Bremen zeigen wir, wie Forschung an Hochschulen durch entsprechende Strukturen systemisch in die Anwendung und in die Gesellschaft gebracht werden kann.


Materialien – Technologien – Nachhaltigkeit an der Universität Bremen

Forschung schneller zur Marktreife zu führen – das ist das Ziel des ersten „innovate! Zentrums“, das im Dezember 2024 an der Universität Bremen gegründet wurde. Mit dem „JHS innovate! Zentrum MaTeNa“, eine Abkürzung für Materialien – Technologien – Nachhaltigkeit, konzentriert sich die Universität Bremen auf das Potenzial innovativer Materialien, um nachhaltige Lösungen für technologische Herausforderungen zu entwickeln. Dies fördern wir über einen Zeitraum von maximal zehn Jahren mit bis zu 30 Millionen Euro.

Im Mittelpunkt steht der effiziente Transfer von Forschungsergebnissen in konkrete technologische Anwendungen, um umweltverträgliche Technologien erfolgreich zu realisieren. Das Zentrum bietet Spitzenforschenden eine Umgebung, die optimale Bedingungen für die Umsetzung transferrelevanter Projekte schafft. Es verbindet unternehmerischen Geist mit wissenschaftlicher Exzellenz und ermöglicht praxisnahe Forschung, ohne die wissenschaftliche Freiheit einzuschränken.

Im „innovate! Zentrum MaTeNa“ werden Forschende aus den Materialwissenschaften mit Fachleuten aus dem Transfer- und Innovationsmanagement zusammenarbeiten, um etwa Patentierungen oder die Gründung von Start-ups voranzutreiben. Das Zentrum wird maßgeblich durch das MAPEX Center for Materials and Processes unterstützt und fördert Innovationen durch enge Zusammenarbeit von Materialwissenschaftler:innen und Expert:innen für Transfer- und Innovationsmanagement. Es schafft damit neue Möglichkeiten für die Materialwissenschaften und stärkt die Brücke zwischen Forschung und Anwendung. Zahlreiche Partner aus Forschung und Industrie haben bereits Interesse an einer Kooperation bekundet.

Start mit drei Pilotprojekten

Die Arbeit im „innovate! Zentrum MaTeNa“ beginnt mit drei Pilotprojekten. Im Fokus stehen dabei die stationäre Energiespeicherung für regenerative Energien, nachhaltige Futtermittel für die Aquakultur und Sensormaterialien für eine umweltfreundliche und sichere Wasserstoffwirtschaft.

Die Herstellung von wiederaufladbaren wässrigen Zink-Ionen-Batterien soll für die stationäre Energiespeicherung beschleunigt werden, da hier ein Hebel für den Ausbau von Wind- und Solarenergie liegt. Die Batterien sind eine sicherere, kostengünstigere und umweltfreundlichere Alternative zu Lithium-Ionen-Batterien.

Um die Überfischung zu reduzieren, sollen als Ersatz für Fischmehl nachhaltige Futtermittel aus Einzellerproteinen für die Aquakultur entwickelt werden. Das Verfahren benötigt keine fossilen Rohstoffe, da die Proteine mit mikrobieller Elektrosynthese aus Strom, Kohlendioxid und Abwasser gewonnen werden.

Fortschrittliche Sensoren, basierend auf organisch gemischten Halbleitern, sollen so optimiert werden, dass sie die sichere Speicherung und den verlässlichen Transport von Wasserstoff gewährleisten und diesen als Schlüsselfaktor für eine klimafreundlichere Mobilität und die Energiewende stärken.

Zusätzlich zu den drei Pilotprojekten wird das „innovate! Zentrum MaTeNa“ ab 2026 weitere Transferprojekte umsetzen und damit seine Rolle als Impulsgeber für Innovationen ausbauen. Mitglieder vom MAPEX Center for Materials and Processes können hierzu bei dem Zentrum eine Innovationsförderung für ihre Forschung beantragen.



Hintergrund und Vision

Im internationalen Vergleich gelingt es in Deutschland noch nicht in ausreichendem Maße, wissenschaftliche Erkenntnisse erfolgreich in die Praxis umzusetzen und wirtschaftlich nutzbar zu machen. Das „Valley of Death“ in der Innovationskette zeigt sich besonders dramatisch beim Transfer von vielversprechenden Erkenntnissen zur tatsächlichen Verwertungsreife: Deutsche Hochschulen, größtenteils als öffentliche Einrichtungen, stoßen aufgrund von Haushalts- und Tarifbindungen an Grenzen. 

"Die Zeit des reinen Forschens in der Wissenschaft ist vorbei, dennoch hinkt Deutschland in der Nutzbarmachung von Forschungsergebnissen weit hinterher. Angesichts drängender Herausforderungen unserer Zeit können wir uns diese Lücke im System nicht länger leisten. Stiftungen können hier als Brücke fungieren, da sie außerhalb der Limitierungen staatlicher Fördermittel agieren und flexibel handeln können. Im besten Fall etablieren sich mit unserem neuen Format erfolgreiche Vorreiter für die institutionelle Förderung von Transfer und Innovation an deutschen Hochschulen, zu deren Entwicklung und Aufbau die Joachim Herz Stiftung ihren Beitrag geleistet hat."

Prof. Dr.-Ing. Dr. Sabine Kunst, Vorstandsvorsitzende

Die Joachim Herz Stiftung sieht hier einen dringenden Bedarf an passgenauer Unterstützung auf institutioneller Ebene. Die neue Förderlinie der „innovate! Zentren“ zielt darauf ab, effiziente Strukturen an Hochschulen zu schaffen, um systemische Barrieren im Transferprozess zu überwinden und wissens- und technologiebasierte Innovationen zu beschleunigen. Die Zentren sollen exzellenten Spitzenforscher:innen eine ideale Umgebung bieten, ihre Projekte zu realisieren, die erzielten Ergebnisse nutzbar zu machen und den unternehmerischen Geist in der Wissenschaft zu fördern. Diese Unabhängigkeit ermöglicht ein flexibleres Handeln und schnellere Reaktion – ohne bürokratische Hürden.


Struktur

Um eine wirkungsvolle Struktur zur bestmöglichen Zusammenarbeit zwischen „innovate! Zentrum“, Wirtschaft und Hochschulbereich etablieren, wird das erste „innovate! Zentrum“ als rechtlich eigenständiges An-Institut in der Rechtsform einer gemeinnützigen GmbH (gGmbH) an die kooperierende Hochschule angegliedert. Während der Förderphase ist die Joachim Herz Stiftung die Hauptanteilseignerin – perspektivisch wird die Stiftung ihre Anteile vollständig an die Hochschule übertragen.

Die Hochschule schafft die Grundlagen für die Beschäftigung von Forscher:innen und nicht-wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen. Dabei können monetäre Anreizsysteme eingesetzt werden, die den Marktbedingungen wirtschaftlicher Unternehmen entsprechen. Die notwendige Infrastruktur des „innovate! Zentrums“ wird vorrangig von der Hochschule zu marktüblichen Konditionen angemietet. Dieser strukturelle Rahmen ermöglicht die erforderliche enge Anbindung an die Hochschule für einen intensiven Austausch von Forschungsergebnissen und erlaubt die Nutzung der Ressourcen der Hochschule. Gleichzeitig wahrt die Struktur eine Flexibilität und Unabhängigkeit, begünstigt Synergien mit der Wirtschaft und schafft auf diese Weise optimale Bedingungen für erfolgreiche Transferprojekte.


Interview zum innovate! Zentrum

Wie funktioniert die neue Förderung der „innovate! Zentren“? Was haben Hochschulen davon? Und warum ausgerechnet das Feld Neue Materialien?

In diesem Interview geht Dr. Dorothea Pieper, die verantwortliche Projektmanagerin für die „innovate! Zentren“, auf die Herausforderungen im deutschen Innovationssystem ein und berichtet von den Hintergründen. Katharina Copony, Justiziarin der Stiftung, erklärt die rechtlichen Grundlagen des „innovate! Zentrums“.

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Kontakt

Dr. Dorothea Pieper
Clustermanagerin Dr. Dorothea Pieper +49 40 533295-672

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