Hamburger Erfolgsrezept gegen Schulabsentismus
Vier Hamburger Schulen entwickeln effektive und praxisnahe Strategien gegen schulisches Scheitern
Hamburg, 28.02.2023. Das Forschungsprojekt „Jeder Schultag zählt“ wurde von 2019 bis 2022 an vier Hamburger Schulen durchgeführt und hatte das Ziel, Schulabsentismus zu verringern. Wissenschaftlich begleitet von Professor Heinrich Ricking und einem Team der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg entwickelten die Grundschule Neugraben, die Grundschule Großlohering, die Grund- und Stadtteilschule Altrahlstedt sowie die Stadtteilschule Süderelbe effektive und praxisnahe Strategien gegen schulisches Scheitern und erhöhten so die Anwesenheitsquoten ihrer Schüler:innen. „Jeder Schultag zählt“ ist ein Kooperationsprojekt der Joachim Herz Stiftung, der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S., der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und der Hamburger Behörde für Schule und Berufsbildung.
„Kinder und Jugendliche mit hohen Fehlquoten laufen Gefahr, in der Schule den Anschluss zu verlieren und keinen Abschluss zu erreichen. Sie verpassen so schon früh die Möglichkeit, selbstbestimmt und eigenständig ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Unser Projekt „Jeder Schultag zählt“ liefert konkrete Maßnahmen, um die Anwesenheit in Schulen zu steigern“, so Nina Lemmens, Programmvorständin der Joachim Herz Stiftung.
Schulsenator Ties Rabe: „Gerade in Zeiten der Bewältigung der Pandemiefolgen hat dieses Projekt an den beteiligten Schulen die Handlungssicherheit des schulischen Personals im Umgang mit Fernbleiben erhöht. Darüber hinaus haben wir als Schulbehörde in der Kooperation mit den beteiligten Stiftungen und der Universität Oldenburg wichtige Hinweise dazu erhalten, wie wir unseren pädagogischen Umgang optimieren können mit Schülerinnen und Schülern, die es aus den verschiedensten Gründen nicht schaffen regelmäßig die Schule zu besuchen. Wir danken allen Beteiligten für dieses so konstruktiv verlaufene Projekt, welches mit dem Fachtag einen würdigen Abschluss findet.“
„‚Jeder Schultag zählt‘ ist aus dem Projekt „heimspiel. Für Bildung“ und seiner systemischen Herangehensweise erwachsen. Der Zusammenschluss aus Praxis, Wissenschaft, Behörden und Stiftungen zeigt, dass es die Verantwortungsgemeinschaft vieler braucht, um komplexe Probleme zu lösen.“ Fritz Rummel, Programmleitung Bildung der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S.
Schule muss ein angenehmer Lebens- und Lernraum sein
Um Schulabsentismus und Dropout-Prozesse zu verringern, müssen Schulen zum einen die Anwesenheit und Teilhabe am Unterricht und Schulleben fördern und zum anderen einen effektiven Umgang mit auftretenden Fehlzeiten verfolgen. Damit das gelingt, soll die Schule für Schüler:innen ein angenehmer Lebens- und Lernraum sein und von ihnen als positiver Ort erlebt werden.
Von 2019 bis 2022 haben die Grundschule Neugraben, die Grundschule Großlohering, die Grund- und Stadtteilschule Altrahlstedt sowie die Stadtteilschule Süderelbe – unter Leitung des bundesweit anerkannten Absentismusforschers Professor Heinrich Ricking (seit Sommer 2022 an der Universität Leipzig) und einem Team der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg – präventive Maßnahmen gegen Schulabsentismus entwickelt und erprobt. Für die drei Schuljahre stand jeder Schule ein Entwicklungsbudget von 10.000 Euro zur Verfügung. Trotz ungünstiger pandemiebedingter Rahmenbedingungen zeigen die Projektergebnisse, dass die beteiligten Schulen deutliche Fortschritte bei der Prävention von Absentismus gemacht haben.
Präventive Maßnahmen gegen Schulabsentismus
Die vier Schulen haben u. a. eine strukturierte Registrierung von An- und Abwesenheit ihrer Schüler:innen eingeführt, eine verlässliche und unmittelbare Reaktion der Schule auf Versäumnisse etabliert und das Kollegium für das Thema Absentismus sensibilisiert und fortgebildet. Zudem haben die Projektschulen gemeinsam mit den Schüler:innen Räume und Außengelände umgestaltet, damit diese stärker den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen entsprechen und eine emotionale Bindung an die Schule gelingt. Darüber hinaus wurde die emotional-sozialen Kompetenzen der Schüler:innen gefördert und enge Kooperationen mit den Erziehungsberechtigten sowie eine intensive Vernetzung mit außerschulischen Einrichtungen aufgebaut. Das Projekt „Jeder Schultag zählt“ hat gezeigt, dass die Prävention von Absentismus nicht durch singuläre Maßnahmen erreicht werden kann, sondern in das Gesamtkonzept innerhalb einer positiven Schulkultur eingebettet werden muss.
Anlässlich der Fachtagung „Schulabsentismus begegnen“, die am 28. Februar 2023 in Hamburg stattfindet und in deren Rahmen die Projektergebnisse präsentiert werden, erscheint eine aktualisierte Auflage des Praxishandbuchs „Jeder Schultag zählt“, das Schulen konkrete Hilfestellungen, Checklisten und Tipps an die Hand gibt, um eigenständig Strategien gegen Absentismus zu entwickeln.
Das Praxishandbuch kann kostenlos in der Joachim Herz Stiftung bestellt werden und steht unter www.joachim-herz-stiftung.de/jederschultagzaehlt zum Download bereit.