91 neue Add-on Fellows gestartet
Wir begrüßen die neuen Jahrgänge der Add-on Fellowships aus den Themenfeldern Wirtschaft und Naturwissenschaften.
In den Wirtschaftswissenschaften nehmen wir in diesem Jahr den 8. Jahrgang auf – in den Naturwissenschaften ist es die 10. Kohorte. „Das Fellowship wird bei den Fachhochschulen immer bekannter, was uns sehr freut.“, so Dr. Philipp Giesemann, Projektmanager im Team des Add-on Fellowships for Interdisciplinary Life Science. „Ebenso merken wir, dass die Forschungsvorhaben und Anträge der Add-on Fellows immer anwendungsorientierter werden.“.
Die internationale und fächerübergreifende Zusammenarbeit von Juniorprofessor:innen, Doktorand:innen und Postdocs ist wichtig, daher geben wir in unseren Add-on-Fellowship-Programmen viele Möglichkeiten zur Vernetzung und unterstützen eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen. Die Forschungsvorhaben sind vielfältig und weisen eine starke Interdisziplinarität auf – so auch bei den beiden Fellows Linea Schmidt und Johannes Konrad.
Linea Schmidt, Doktorandin an der Universität Potsdam, untersucht, wie mithilfe von Daten und Machine-Learning-Systemen die Wirksamkeit von neuen Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGAs) nach Markteinführung gemessen werden kann. „DiGAs“ sind medizinische Apps, die zur Diagnose, Überwachung, Prävention oder Behandlungen von Krankheiten genutzt werden. Diese spielen eine zunehmend wichtigere Rolle im Gesundheitswesen, da sie Patient:innen und medizinischem Fachpersonal helfen, Gesundheitsdaten zu erfassen, zu analysieren und individuell anzuwenden.
Johannes Konrad, Doktorand am Lehrstuhl für Funktionswerkstoffe in der Medizin und Zahnheilkunde (FMZ) an der Universität Würzburg, möchte herausfinden, wie Patient:innen mit Skeletterkrankungen durch gezieltere Medikamentenbehandlung eine bessere Therapie erhalten können. Hierbei forscht Konrad an mineralischen Knochenzementen, die oft bei Knochendefekten und Skeletterkrankungen eingesetzt werden und ideale Systeme für die Verabreichung von Medikamenten darstellen.
Linea Schmidt
Worum geht es genau in Ihrer Forschung?
In meiner Forschung am Fachbereich Digital Health, Economics and Policy, beschäftige ich mich vor allem mit der datengetriebenen Analyse neuer Versorgungsmodelle in der Medizin. Dabei handelt es sich primär um Remote-Patient-Monitoring, Disease-Management-Programme sowie digitale Gesundheitsanwendungen (beispielsweise DiGAs in Deutschland) – prinzipiell also alle Versorgungsmodelle, die erst im 21. Jahrhundert entstanden sind. Ziel meiner Forschung ist es, herauszufinden, ob bestimmte Subgruppen an Patient:innen besonders von neuen Versorgungsangeboten profitieren, um so einen sinnvollen Einsatz zu ermöglichen und potenzielle gesundheitsökonomische Vorteile aufzuzeigen.
Können Sie die oben genannten Programme noch etwas erläutern?
Gerne! Remote-Patient-Monitoring ermöglicht es, Gesundheitsdaten von Patient:innen auch außerhalb einer klinischen Umgebung zu erfassen und an medizinische Fachkräfte zu übermitteln. So können Ärztinnen und Ärzte und Pflegepersonal den Gesundheitszustand kontinuierlich überwachen und frühzeitig auf Veränderungen reagieren. Disease Management Programme sind Behandlungsprogramme, die Patient:innen mit chronischen Erkrankungen eine kontinuierliche und koordinierte Versorgung bieten sollen. Diese Programme richten sich vor allem an Menschen mit Diabetes, koronare Herzkrankheit oder Asthma. Diese Systeme zielen darauf ab, die Lebensqualität zu verbessern, Komplikationen zu verhindern und das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen.
Was ermöglicht Ihnen das Fellowship?
Das Fellowship ermöglicht mir vor allem einen Forschungsaufenthalt in den USA am Harvard-MIT Center for Regulatory Science in Boston. Dort strebe ich an, die amerikanische Perspektive auf neue Versorgungsmodelle zu untersuchen und zu analysieren, wie die Gesundheitssysteme in den USA und Deutschland voneinander lernen können. Darüber hinaus bietet das Fellowship mir finanzielle Freiheit, eigene Projekte voranzubringen und internationale Konferenzen zu besuchen, auch unabhängig von der universitären Förderung.
Worauf freuen Sie sich dabei?
Ich freue mich sehr auf den interdisziplinären Austausch mit anderen Forschenden aus den unterschiedlichsten Bereichen. Davon erhoffe ich mir neue Perspektiven kennenlernen zu dürfen und von den anderen Stipendiat:innen lernen zu können.
Wollen Sie noch etwas loswerden?
Ich möchte mich an der Stelle ganz herzlich bei der Joachim Herz Stiftung bedanken für die großartigen Möglichkeiten, die jungen Wissenschaftler:innen durch das Fellowship gegeben werden. Zudem würde ich mich gerne bei den wunderbaren Forschungsgruppen (dem Lehrstuhl für Digital Health, Economics and Policy und dem Lehrstuhl für Data Analytics and Computational Statistics) am Hasso-Plattner-Institut bedanken, durch die ich auf das Fellowship aufmerksam geworden bin – ich könnte mir keine bessere Unterstützung und Motivation zur Forschung wünschen!
Johannes Konrad
Um was geht es in Ihrer Forschung?
In meinem Projekt befasse ich mich der Herstellung und Untersuchung von mineralischen Knochenzementen, die mit unterschiedlichen pharmakologischen Wirkstoffen wie Antibiotika, Osteoporose-Medikamenten oder Zytostatika modifiziert werden.
Was sind Knochenzemente und woran forschen Sie genau?
Knochenzemente sind spezielle Materialien, die beispielsweise in der Orthopädie und Unfallchirurgie verwendet werden, um Implantate, wie künstliche Gelenke, fest im Knochen zu verankern oder Defekte aufzufüllen. Sie bestehen meist aus Kunststoff oder mineralischen Materialien, die nach dem Mischen und Aushärten eine starke Verbindung zwischen Implantat und Knochen schaffen. Knochenzemente füllen Lücken zwischen dem Implantat und dem umgebenden Knochengewebe und verbessern so die Stabilität und Haltbarkeit von Prothesen, insbesondere in der Hüft- und Knie- aber auch in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie.
Ich forsche an mineralischen Knochenzemente – diese sind aufgrund ihrer ausgezeichneten Biokompatibilität und guten klinischen Handhabbarkeit bereits seit vielen Jahren als Medizinprodukte für die Behandlung von Knochendefekten etabliert. Außerdem werden mineralische Knochenzemente durch aktive und passive Degradation abgebaut, sodass kein Zweiteingriff erforderlich ist, um das Material wieder aus dem Körper zu entfernen. Aufgrund ihrer porösen Struktur und der geringen Wärmeentwicklung während der Aushärtereaktion eignen sich mineralische Knochenzemente sehr gut als Wirkstoffträger, um die Knochenregeneration zu fördern oder bestimmte Knochenerkrankungen wie osteoporotische Frakturen oder Knocheninfektionen zu behandeln. Durch diese zielgerichtete Wirkstofffreisetzung können lokal sehr hohe Wirkstoffkonzentrationen erreicht und systemische Nebenwirkungen auf ein Minimum reduziert werden. Für eine erfolgreiche Anwendung sind allerdings eine kontrollierte Wirkstofffreisetzung und die gewünschte pharmakologische Aktivität der Wirkstoffe ohne signifikante zellschädigende Nebenwirkungen unerlässlich.
Was ermöglicht Ihnen die Förderung?
Das Add-on Fellowship ermöglicht mir die Realisierung eines Forschungsprojektes an der School of Biomedical Engineering an der University of Sydney in Australien. Dort werde ich ein Projekt zum Thema „Liquid crystal display technique (LCD) for high resolution 3D printing of bioceramics“ durchführen. Darüber hinaus möchte ich die Förderung für die Teilnahme an internationalen Konferenzen nutzen, um dort meine Forschungsergebnisse zu präsentieren und mit anderen Forschenden in Kontakt zu treten.
Worauf freuen Sie sich im Fellowship?
Ich freue mich auf die Realisierung meiner geplanten Auslandsaufenthalte und die vielen Erlebnisse und Erfahrungen, von welchen ich sicherlich sowohl auf fachlicher als auch auf persönlicher Ebene enorm profitieren werde. Des Weiteren freue ich mich auch auf interessante Begegnungen im Zuge der Fellowship-Treffen und den Austausch mit anderen interdisziplinär Forschenden aus ganz Deutschland.
Wollen Sie noch etwas loswerden?
Ich möchte mich an dieser Stelle sehr herzlich bei Dr. Juliane Carolin Kade bedanken, die mich auf das Add-on Fellowship der Joachim Herz Stiftung aufmerksam gemacht und mich beim anschließenden Bewerbungsprozess unterstützt hat. Ich bin sehr glücklich darüber, diesen Schritt gegangen zu sein und freue mich nun darauf viele spannende Projekte in die Tat umzusetzen.