"Kurz gesagt: Es war einfach der Börner."
Ihr Auslandsaufenthalt in den USA musste 2021 aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Dieses Jahr war es nun endlich soweit: Anna Börner und 44 weitere Auszubildende aus Deutschland reisten mit dem Stipendienprogramm „Azubis in die USA" nach Atlanta. Im Gespräch berichtet sie von ihren Erlebnissen und gibt Tipps für zukünftige Bewerber:innen.
Good news! Reisen in die USA sind wieder möglich. Mit dieser E-Mail erhielt Anna Börner im August 2021 die Nachricht, dass sie und weitere Auszubildende nach langer Wartezeit zweieinhalb Wochen in Atlanta verbringen durften. Schnell stellte sich die Frage: Lohnt sich diese kurze Zeit überhaupt? Das ursprüngliche Austauschprogramm läuft eigentlich über sechs bis acht Wochen. „Ich persönlich kann sagen: Definitiv! Trotz der kurzen Zeit habe ich unglaublich viele Eindrücke gewinnen können und bin persönlich noch mehr gewachsen", erzählt Anna Börner.
Intensives Programm
Das Programm „Azubis in die USA" so aufgebaut, dass die Auszubildenden vor Ort ein sechs bis achtwöchiges Praktikum in einem Unternehmen absolvieren können. Es gibt auch die Möglichkeit, nur die Universität zu besuchen, doch Anna wollte das ganze Programm: „Wenn ich schon mal hier bin, will ich so viel wie möglich mitnehmen. Ich möchte gefordert und gefördert werden", betont sie. Durch den Umstand allerdings, dass die Reise nachgeholt wurde, konnte das Programm nicht wie gehabt angeboten werden. Es gab also ein kompaktes Alternativprogramm, eine Mischung aus Universitäts- und Unternehmensbesuchen.
Die Vormittage verbrachten die Auszubildenden aus Deutschland in der Kennesaw State University (KSU). Gemeinsam mit Studierenden der KSU, den sogenannte Peer-Buddies, besuchten sie verschiedene Kurse. „Unsere Peer-Buddies sind für Deutsch-Kurse eingeschrieben und waren dementsprechend sehr an unseren Sichtweisen und Erfahrungen interessiert", berichtet Anna. Die Auszubildenden aus Deutschland lernten durch die regelmäßigen Treffen und Gespräche mit den amerikanischen Studierenden viel über die amerikanische Gesellschaft. Nachmittags besuchten sie weitere Colleges und Unternehmen, wie beispielsweise die TK Elevator, das Lanier Technical College, die Deutsch-Amerikanische-Handelskammer oder die ZF Friedrichshafen AG. Vor Ort erhielten die Azubis Einblicke in die Produktionsketten und kamen mit Mitarbeitenden und Führungskräften ins Gespräch.
Das vielfältige Programm bietet eine gute Mischung aus Bildungs- und Freizeitangeboten. „In unserer Freizeit waren wir wandern, haben einen Roadtrip organisiert, besuchten jeweils ein Baseball- und Basketballspiel und jemand hatte Geburtstag, sodass wir sogar ein Barbecue miterleben durften", erzählt Anna.
Das Highlight: Ein Roadtrip am freien Tag
Anna betont immer wieder, wie dankbar sie für den Kontakt zu den amerikanischen Peer-Buddies ist. Ein Highlight der Reise wurde sogar von Annas Peer-Buddy Lindsey organisiert: Ein Roadtrip nach Savannah. Die Küstenstadt befindet sich etwa viereinhalb Stunden Autofahrt von Atlanta entfernt und so fuhr die Gruppe gemeinsam an einem freien Sonntag in die Küstenstadt und verbrachte dort unbeschwerte Stunden ohne einen Gedanken an die Pandemie. „Das war der Tag, an dem wir richtig Freiheit gespürt haben und alle sehr dankbar für die ganze Reise waren", so Anna.
Ein Schritt in Richtung Zukunft
Die Frage, ob sie sich vorstellen kann, in den USA zu leben und zu arbeiten, beantwortet Anna mit einem breiten Lächeln: "Tatsächlich konnte ich mit „Azubis in die USA" viele Kontakte vor Ort knüpfen, von denen ich jetzt profitiere. Gestern zum Beispiel hatte ich ein Vorstellungsgespräch bei der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer für ein Praktikum". Der Kontakt entstand im Rahmen des virtuellen Programms im Frühjahr 2021, an dem Anna teilgenommen hat. Beim Besuch des Unternehmens in Atlanta wurde sie auf die Praktikumsstelle aufmerksam und bewarb sich noch während der USA-Reise. Sie hofft, dass die Zusage bald kommt.
Durch das Austauschprogramm, vor allem aber durch die Reise nach Atlanta, hat sie viel für die Zukunft gelernt. Offenheit und Wertschätzung seien wichtige Eigenschaften, betont Anna. "Durch diese Reise aber auch generell durch Reisen habe ich gelernt, dass man eben nicht nur auf dem eigenen Standpunkt beharrt, sondern einem Möglichkeiten gezeigt werden, wie Menschen mit Situationen anders umgehen. Wichtig ist, dass man eine positive Ausstrahlung hat, über den eigenen Horizont hinausschaut und offen ist für neue Erfahrungen", fügt sie hinzu. Dies sind auch die wichtigsten Tipps, die Anna Auszubildenden, die sich für das Austauschprogramm bewerben, mit auf den Weg geben möchte. Englisch sei natürlich wichtig, aber Bewerberinnen und Bewerber müssten nicht perfekt Englisch sprechen können, das komme mit der Zeit, sagt sie. Annas abschließende Worte, wenn sie zu einem Resümee der Reise befragt wird?
"Kurz gesagt: Es war einfach der Börner", strahlt sie.
Azubi-Austauschprogramme der Joachim Herz Stiftung
Austauschförderung für Azubis
Bewerbungen für die Teilnahme an "Azubis USA & Canada" sind zweimal pro Jahr möglich: jeweils vom 1. Mai. bis 30. Juni und vom 1. Oktober bis 30. November.
Wer kann sich bewerben?
Auszubildende, die zum Zeitpunkt der Abreise 18 Jahre alt sind und noch im Ausbildungsverhältnis sind. Zudem müssen die Auszubildenden über ausreichende Englischkenntnisse verfügen und ihre Ausbildung in einer der folgenden Regionen absolvieren: Berlin, Bayern, Metropolregion Hamburg, oder Sachsen.
Austauschförderung für Berufsschulen: GATE
Bewerbungen für die Vorbereitungsphase sind das ganze Jahr über möglich. Der Bewerbungszeitraum für die
Durchführungsphasen startet am 15. März und dauert bis zum 15. Juni jeden Jahres.
Wer kann sich bewerben?
Bewerben können sich alle deutschen berufsbildenden Schulen, die über einen gemeinnützigen Schulförderverein verfügen. Gibt es keinen Förderverein, kann der Schulträger einen Antrag stellen. Über den Förderverein oder Schulträger erfolgt die Bewerbung.