Forschung trifft Journalismus: Als Add-on Fellow Wissenschaft verständlich kommunizieren

Zu sehen ist Add-on Fellow Tanja Ohlson, die vor einem Universitätsgebäude entlang läuft. Dabei wird sie von einer Journalistin gefilmt.
Making-of: Tanja Ohlson vor der Universität Hamburg © Eyline Mutlu / Leonie Vißer

Wenn Forschende und Medienschaffende zusammenarbeiten, prallen schnell unterschiedliche Herangehensweisen und Sprachen aufeinander. Diese Erfahrung machten einige unserer Add-on Fellows in einer Kooperation mit der Kölner Journalistenschule. Gemeinsam mit angehenden Journalist:innen standen sie vor der Aufgabe, ein Videointerview zu ihrer Forschung zu produzieren.

"Erklär' uns deine Forschung", so lautet der Titel des Projekts. Wie dies gelingen kann, zeigen die zwei Beispiele der Wissenschaftlerinnen Tanja Ohlson und Leyla Azizi. Beide befassen sich in ihrer Forschung thematisch mit der Fragestellung, welche Rolle Nachhaltigkeit im Finanzsektor spielt. Doch in ihrer Zielsetzung und ihrem Vorgehen haben sie in der Videoproduktion ganz unterschiedliche Wege gewählt.


„Wie große Aktionäre hinter den Kulissen auf nachhaltigen Wandel drängen“

Dieser Film wird bei YouTube gehostet. Das Video wird erst nach Anklicken des Buttons aktiv. Bitte beachten Sie, dass es dabei zur Übermittlung von Daten in die USA mit unsicherem Datenschutzniveau kommt.

Tanja Ohlson lenkt in ihrem Video den Fokus auf diese Fragestellung: Wie nehmen Investor:innen im Rahmen von informellen Gesprächen Einfluss auf Entscheider:innen in Unternehmen? Sie möchte mit dem Video vor allem die internationale Forschungscommunity in den Wirtschaftswissenschaften erreichen und sich mit ihrem Forschungsprofil im Themenfeld der nachhaltigen Finanzwirtschaft positionieren. Daher ist das Video auf Englisch und thematisiert ein Forschungspapier, das sich im Peer-Review-Verfahren befindet.

Ohlson hofft, mit dem Video in der Bewerbung um Fördermittel für ein neues Forschungsprojekt überzeugen zu können. Derzeit ist ihre Webseite im Aufbau, in der das Video ebenso eingebunden werden soll wie in ihre LinkedIn-Kommunikation. 

Meine Forschung hat bereits großes Interesse bei Impact-Investoren erzeugt. Ich hoffe, dass ich durch die Veröffentlichung des Videos dieses Interesse weiter befeuern kann.

Damit könnte sie perspektivisch auch zu einem Bewusstseinswandel in der Finanzwirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit beitragen. Denn ihre Forschung zeigt: Investor:innen können durch direkten Austausch mit der Führungsebene in Unternehmen bewirken, dass nachhaltige Veränderungen schneller umgesetzt werden.


Über Tanja Ohlson

Forschung trifft Journalismus: Als Add-on Fellow im Interview © Eyline Mutlu / Leonie Vißer

Tanja Ohlson arbeitet als Postdoktorandin für das Center for Sustainable Finance and Private Wealth der Universität Zürich. Sie hält darüber hinaus Affirmationen mit dem Centre for Social Impact der UNSW University of New South Wales in Sydney und der Said Business School der Universität Oxford, wo sie zu nachhaltiger Finanzwirtschaft und Impact Investing promovierte. Ihre Forschung beschäftigt sich mit neuen Ansätzen von Shareholder Engagement sowie mit der Kommunikation von und über sozialen und ökologischen Impact. Als Teil eines wissenschaftlichen Beratergremiums unterstützte sie Prof. Dr. Timo Busch der Universität Hamburg in seiner Rolle als Mitglied des Lenkungskreises Klimaschutz der deutschen Bundesregierung.


„Achtet der Finanzsektor auf den Schutz von Biodiversität?“

Dieser Film wird bei YouTube gehostet. Das Video wird erst nach Anklicken des Buttons aktiv. Bitte beachten Sie, dass es dabei zur Übermittlung von Daten in die USA mit unsicherem Datenschutzniveau kommt.

Leyla Azizi befasst sich in ihrer Forschung mit den Möglichkeiten der Finanzwirtschaft, zum Schutz und Erhalt der biologischen Vielfalt beizutragen. Laut dem Global Risk Report 2024 des World Economic Forum wird der Verlust der Biodiversität in den kommenden zehn Jahren weltweit als das drittgrößte Risiko angesehen.

„Ich fühle mich verpflichtet, dieses Thema an die Öffentlichkeit zu bringen und den Menschen die Risiken sowie Chancen aufzuzeigen“, sagt Azizi. So richtet sie sich mit ihrem Video an eine breitere öffentliche Zielgruppe mit Interesse an diesem Fachthema. Damit stand sie während der Videoproduktion vor der besonderen Herausforderung, allgemeinverständlich zu formulieren.

Voraussetzungsfrei Kommunizieren

Wenn es für Wissenschaftler:innen darum geht, die Möglichkeiten der Wissenschaftskommunikation für ihre Forschung zu nutzen, wird oft von der Anforderung des voraussetzungsfreien Kommunizierens gesprochen. Dies bedeutet, die eigene Forschung in einer einfachen Sprache, ohne Fachbegriffe, in kurzen Sätzen und mittels anschaulicher Beispiele zu erläutern, sodass die Thematik auch ohne fachliches Hintergrundwissen verständlich wird.

Dieser Herausforderung hat sich Azizi in ihrem Video erfolgreich gestellt. „Mein Forschungsprojekt in maximal drei Minuten in einer einfachen Sprache zusammenzufassen, war für mich herausfordernd“, sagt sie. Gleichzeitig macht Azizi deutlich, wie wichtig es ist, dass Forschende und Medienschaffende gemeinsame Ansätze finden. Und sie sind wichtige Sparringspartner in der Zusammenarbeit: „Ich habe das erste Mal in meinem Leben ein Interview geführt, was mich einiges an Überwindung gekostet hat“, erzählt sie. „Diese Erfahrung war aber sehr bereichernd und ich bin meinem Projekt-Team sehr dankbar für ihre Arbeit! Sie haben mir den Weg aufgezeigt und mich auf diesem Weg begleitet.“

Ebenso wie Ohlson plant auch Azizi derzeit ihre eigene Homepage, in der sie das Video über die sozialen Medien hinaus einbinden möchte. Gleichzeitig möchte sie es nutzen, um ihren Forschungsschwerpunkt im Kontext von wissenschaftlichen Konferenzen vorzustellen. In ihrer Forschung erarbeitet sie ein Framework zum Schutz und Erhalt der Biodiversität unter Berücksichtigung der Resilienz unserer Wirtschaft und Gesellschaft. Dies umfasst Handlungsempfehlungen, um den Finanzsektor zu standardisieren und zu regulieren. Zudem regt Azizi eine Partizipation und den Wissensaufbau der beteiligten Gruppen an.

Ich fühle mich verpflichtet, dieses Thema an die Öffentlichkeit zu bringen und den Menschen die Risiken sowie Chancen aufzuzeigen.


Über Leyla Azizi

Leyla Azizi ist Postdoktorandin am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Nachhaltigkeitsmanagement und Betriebliche Umweltökonomie, der Technischen Universität Dresden. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Nachhaltigkeitsmanagement und Nachhaltigkeitsberichterstattung, zu denen sie an der Universität Hamburg promovierte. Über ihre wissenschaftliche Tätigkeit hinaus engagiert sie sich in verschiedenen Gremien zu Biodiversität und Nachhaltigkeit.


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