Kampf gegen Absentismus –
eine Erfolgsstory aus Hamburgs Stadtteilschule Altrahlstedt
Im Rahmen des Projekts Jeder Schultag zählt haben vier Hamburger Schulen Strategien gegen schulisches Scheitern entwickelt. Die Prävention von Schulabsentismus stand dabei im Fokus. Das Ergebnis: Kooperation und Partizipation verbesserten das Schulklima nachhaltig, förderten den schulischen Erfolg sowie den Zusammenhalt der Schüler:innen und führten so zu weniger Fehlzeiten.
Kathrin Lüttmer und Maike Machleidt, Lehrerinnen an der Stadtteilschule Altrahlstedt, berichten von den positiven Veränderungen.
Noch ist es ruhig in den Pausenräumen der Stadtteilschule Altrahlstedt in Hamburg. Hier, wo Kicker- und Billardtisch bereitstehen, Regale mit Gesellschaftsspielen, ein Boxsack und gemütliche Sitzecken das Raumkonzept prägen, bereitet sich Sozialarbeiter Hassan Zare auf den bevorstehenden Ansturm vor.
„In der Pause hören die Schüler:innen hier via Youtube ihre Lieblingslieder – ein Ventil zum Stressabbau“, erklärt er, während er den Rechner startet. Mit der Pausenglocke strömen bis zu vierzig Kinder und Jugendliche in die Räume. Zare kommentiert: „Früher lief vieles unkontrolliert auf dem Schulhof. So haben wir einen besseren Blick auf die Kinder.“
Die Idee stammt aus dem Projekt Jeder Schultag zählt, einer Kooperation der Joachim Herz Stiftung, der Alfred Toepfer Stiftung, der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und der Hamburger Behörde für Schule und Berufsbildung.
Vor Beginn des Projekts Jeder Schultag zählt sah sich die Stadtteilschule Altrahlstedt mit Herausforderungen im Zusammenhang mit Schulabsentismus konfrontiert: häufiges Fehlen vom Unterricht, unerklärte Abwesenheit, wiederholte Verspätungen und schlechte Leistungen. Kathrin Lüttmer, Abteilungsleiterin für die Klassen fünf bis sieben, betont die Auswirkungen dieses Phänomens auf die Schüler:innen: „Das Problem tritt vor allem an Schulen in sozialen Brennpunkten auf und beeinträchtigt die Anschlussperspektiven der betroffenen Kinder.“
Es ist wichtig sicherzustellen, dass Schülerinnen und Schüler später erfolgreich an unserer Gesellschaft teilhaben können.
Maike Machleidt, Beratungslehrerin
Vor dem Projekt fehlte es an einem einheitlichen Konzept zur Prävention und Intervention. Maike Machleidt, erfahrene Beratungslehrerin, erinnert sich: „Wir hatten keine gemeinschaftliche Herangehensweise an das Problem, was zu individuellen Überforderungen im Kollegium führte.“
Mit dem Startschuss von Jeder Schultag zählt bot sich die Chance, diese Herausforderungen anzugehen. „Es gab Interviews im Vorfeld und nach dem Kennenlernen wurde eine Vereinbarung über mehrere Jahre getroffen“, erinnert sich Kathrin Lüttmer.
Die Stiftungen moderierten den Dialog zwischen Schulen und Forschenden. Zudem stellten sie finanzielle Mittel für die Umsetzung von Projekten, Fortbildungen und Workshops bereit. Professor Heinrich Ricking, dessen Forschungsschwerpunkt auf Schulabsentismus liegt, und sein Team von der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg begleiteten das Projekt von wissenschaftlicher Seite. Sie stellten nicht nur wissenschaftliche Erkenntnisse zu Schulabsentismus bereit, sondern sorgten durch Workshops und individuelle Beratungen für einen kontinuierlichen Austausch zwischen Theorie und Praxis.
Unten: Die Lehrerinnen Maike Machleidt (links) und Kathrin Lüttmer (rechts) begleiteten das Projekt von Anfang an und treiben es auch nach Abschluss weiterhin voran.
Darüber hinaus wurden Lehrkräfte, Schüler:innen und Eltern wiederholt befragt und über die erzielten Fortschritte informiert. An den Schulen wurden Projektgruppen gebildet, in denen sich Lehrkräfte sowie Sozialpädagoginnen und -pädagogen der vier Schulen regelmäßig trafen, um den Fortschritt zu überprüfen und das Konzept bei Bedarf anzupassen.
Besonders positiv haben die beiden Lehrerinnen in Erinnerung, dass es neben der grundlegenden Beratung und dem Erfahrungsaustausch eine spezifische, auf die Bedarfe der Stadtteilschule Altrahlstedt zugeschnittene Begleitung gab. Sie sind sich sicher, dass das alles ausschlaggebend für die raschen schulstrukturellen Veränderungen an ihrer Schule war.
Der Schulalltag an der Stadtteilschule Altrahlstedt hat sich seither grundlegend verändert. Maike Machleidt betont: „Wir haben erkannt, dass es nicht ausreicht, nur auf die Abwesenheit der Schüler:innen zu reagieren. Wir müssen präventiv handeln.“ Der Schultag ist jetzt durch einen strukturierten Ablauf und verschiedene Interventionen geprägt.
„Morgens zwischen acht und neun Uhr gehen Sozialpädagoginnen und -pädagogen durch die Klassen, um Schüler:innen zu erfassen, die fehlen oder sich verspäten. Dies ermöglicht ein frühzeitiges Eingreifen bei Abwesenheiten und die Kommunikation mit den Eltern.“ Zudem gibt es einen Trainingsraum und „Auszeitkarten“ für Schüler:innen mit Verhaltensauffälligkeiten. Während der großen Pausen stehen Räume zur Verfügung, in denen die Kinder und Jugendlichen Unterstützung von sozialpädagogischen Fachkräften und Beratungslehrer: innen erhalten können.
Maike Machleidt beschreibt die Vorteile: „Konflikte werden frühzeitig erkannt und gelöst, was den Unterrichtsablauf positiv beeinflusst.“ Der Ganztag bietet eine Vielzahl von Aktivitäten und Kursen für Schüler:innen aller Altersgruppen, von Musik- bis zu Kochkursen. Die Betreuung durch Lehrkräfte und Honorarkräfte schafft eine sichere Umgebung. „Es ist wichtig, den Schüler:innen die benötigte Unterstützung zu bieten.“
Schule ist mehr als nur Wissen vermitteln. Sie ist ein Treffpunkt, an dem Kinder und Jugendliche lernen, wie soziales Miteinander gestaltet wird. Hier entwickeln sie essenzielle Fähigkeiten, die sie für das spätere Leben prägen.
Persönliche Gespräche außerhalb des Unterrichts können das Vertrauen fördern und somit zur Prävention von Absentismus beitragen.
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